Pause? Pause! 29. März 2017 – Kategorien: Karins Blog

Seit acht Monaten bin ich zweifache Mom. Nebst all dem Schönen und Einzigartigen ist das für mich immer wieder harte Arbeit. Das Mami-Dasein. Oh! Ja! Wer würde sich im Berufsleben schon freiwillig für einen Job entscheiden, für den er sieben Tage pro Woche 24 Stunden zur Verfügung stehen müsste, bei dem er kaum Ferientage beziehen könnte, nicht alleine aufs Klo dürfte und bei dem einem höchst selten einmal jemand auf die Schultern klopft und sagt: «Hey, das hast du richtig gut gemacht»? Also bei aller Liebe: Es gab schon so manche Tage, an denen ich echt gerne gekündigt und meine Koffer gepackt hätte und auf die einsame Insel ausgewandert wäre. Ich und ich und eine Menge Zeit. Zeit für mich ganz alleine. Aber nach wenigen Stunden hätte ich sie wieder vermisst. Den kleinen Lausbuben, dessen fünf Zähnchen beim Lächeln hervorblitzen, und meine Tochter, die morgens «Mamma» ruft und mich in ihrem bunten Schlafanzug noch ganz verschlafen anstrahlt. Wie sehr sie mich mit ihrem kindlichen Dasein verzaubern!

Und ja, immer wieder betrachte ich sie, meine kleinen Rabauken, und denke: «Wow! Sie sind ja so wunderbar!» Ich wünschte, ich könnte mich selbst genau so liebevoll und voller Demut betrachten, wie ich es mit ihnen tue. Aber nein, mit mir bin ich streng. Meine Erwartungen an mich sind enorm. Auch in meinem mütterlichen Dasein. Und dass ich mich wenige Monate nach der zweiten Geburt ständig müde fühle, sind nicht nur Folgen schlafloser Nächte. Nein, da ist noch etwas: Ich habe ständig das Gefühl, etwas tun zu müssen und dabei tatsächlich verlernt zu entspannen. Pausen zu machen. Manchmal ist mein Kopf wie ein Computer, der versucht, alles zu organisieren, zu planen und zu koordinieren. Alles. Und alles zur gleichen Zeit.

Unmöglich.

Sollen die Kids tatsächlich wegen einer sterilen, ewig cleanen Wohnung und perfekt gebügelter Kleider auf Liebe und Umarmungen und gemeinsames Lachen verzichten? Will ICH darauf verzichten? Will ich tatsächlich das Bild einer dauergestressten Mutter darstellen? Nein. Will ich nicht. Und sind wir doch ehrlich: Kaum sind Kleider und Wohnung sauber, kann man schon wieder von vorne beginnen. «Sisyphusarbeit» nennt man das. Der Duden nennt es «Substantiv, feminin – sinnlose, vergebliche Anstrengung; schwere, nie ans Ziel führende Arbeit». Also ich habe keine Lust mehr, mein Leben mit hauptsächlich «sinnloser, vergeblicher Anstrengung» zu vergeuden. Ich habe keine Lust mehr, die perfekte Mutter sein zu wollen. Und darum – ich werde jetzt ein bisschen rot – habe ich mit Sachen begonnen, wie zum Beispiel zwischendurch mal fixfertige Gemüsebreigläschen zu kaufen. Ja, ja, da lachen die einen oder andern vielleicht darüber. Aber hey! Welche Mutter würde nicht gerne sagen: Mein Kind isst täglich nur frischgekochtes Gemüse und Früchte. Alles selbst im hauseigenen Garten angepflanzt. Bio natürlich. Aber Leute, ich habe es versucht. Alles perfekt zu meistern. Und dabei mich selber sowie die Wichtigkeit des Lebens vergessen. Nämlich: Pausen zu machen. Freude zu haben. Das Leben zu geniessen.

Nun denn, die Augenringe werden wohl oder übel noch eine Weile bleiben. Und immer wieder werde ich von Ferien träumen. Richtigen, erholsamen, entspannten Ferien. Von Wochenenden. Mit Ausschlafen, in den Tag hineinleben, spontanem Sex und so. Mit Sicherheit werde ich auch ab und zu seufzend an die Karin zurückdenken, die Zeit dafür hatte, sich die Nägel zu lackieren, die mit einer Dusche und einem heissen Kaffee ruhig in den Tag starten konnte. Aber jetzt ist jetzt. Und dieses Jetzt will ich wieder spüren. Meinen Arbeitsort «Mamma» verlege ich darum so oft wie möglich nach draussen. Ja, genau: Um die ganze Arbeit drinnen nicht mehr sehen zu müssen. Den Wäscheberg ab und zu einfach ignorieren. Den sich seit Wochen ansammelnden Staub auf allen Möbeln sowieso. Es gibt durchaus noch anderes und vor allem befriedigenderes Tun als rastlos mit Staubsauger und Putzlappen durchs Haus zu flitzen. Jawohl! Und zwar noch bevor ich reif bin für die Insel. Es ist Zeit für die Pause. Und zwar jetzt. Augen schliessen. Atmen. Das Meer rauschen hören. ENTSPANNEN.